Während unseres neunten Schultaschen-Projektes besuchten wir zwei ungleiche Distrikte. Im Süden Nepals waren wir der Hitze im Distrikt Bardia ausgesetzt, während wir im Norden Nepal im Distrikt Dolpa auf tagelange Wanderung gingen.
Die Erfahrungen, die wir auf dieser insgesamt 14-tägigen Projektreise gewinnen konnten, sind unbeschreiblich gewesen! 2.015 mit Schulsachen gefüllte Schultaschen konnten wir auf unserer Reise verteilen.
Den ersten Abschnitt der Reise in den Distrikt Bardia haben wir hier für euch zusammengefasst.
Der zweite Abschnitt unserer Projektreise: Lower Dolpa
Während wir im ersten Teil unserer Reise unter den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit im Süden des Landes litten, war der zweite Abschnitt unserer Projektreise der körperlich weitaus anstrengendere Teil. Tagelange Fußmärsche und eine Höhe von knapp 4.000 Metern mussten bewältigt werden, ehe wir das erste Dorf in Lower Dolpa erreichten. In Lower Dolpa wanderten wir zu acht Schulen in acht verschiedenen Dörfern und versorgten im Zuge dessen 1.070 Schulkinder mit Schultaschen und Schulmaterialien.
Alle Bilder aus Dolpa findet ihr auch in unserer Galerie.
Todessehnsucht auf dem Weg von Nepalganj nach Jumla
Die Fahrt vom Flachland im Süden ins nördliche Gebirge hatte es in sich. Für die gerade einmal ca. 340km benötigten wir unglaublicherweise fast 18 Stunden und sogar einen unplanmäßigen Zwischenstopp.
Dabei hatte die Reise so gut begonnen. Noch bevor die Sonne ans aufgehen dachte, verließen wir unser Hotel in Nepalganj und fuhren in unserem Jeep gen Norden. Die Straßen waren relativ frei, das Wetter war sehr gut und wir kamen gefühlt schnell voran. Doch dem war leider nicht so. Unser Fahrer war nicht sonderlich geübt darin, auf Bergstraßen zu fahren, sodass wir sogar von großen Bussen und Trucks überholt wurden. Am Nachmittag standen wir zudem noch in einem Stau, da ein Lastwagen vor uns Probleme hatte.
So kam es wie es kommen musste. Als es langsam am Horizont anfing zu dämmern, fuhren wir an einer größeren Bergsiedlung vorbei und entschieden uns fälschlicherweise unsere Fahrt nach Jumla fortzusetzen. Schließlich waren es nur noch 75km gewesen.
Doch als wir nach drei Stunden Fahrt gerade einmal 45km hinterlegt hatten, war es bereits pechschwarz geworden. Der rauschende Fluss in der Tiefe versetzte uns in Angst und Schrecken. Die Straße war so schlecht ausgebaut, dass wir extrem vorsichtig fahren mussten. Schließlich beschlossen wir unsere Fahrt zu stoppen und die Nacht irgendwo im Nirgendwo zu verbringen. Es war aber die richtige Entscheidung gewesen. Das Risiko war einfach zu hoch.
16 Maulesel tragen 1.070 Schultaschen und Schulsachen
Nach unserem Höllentrip auf den Bergstraßen, kamen wir am nächsten Morgen in Jumla an. Dort wartete bereits der Truck, den wir zwei Tage zuvor mit den Schultaschen und Schulmaterialien von Nepalganj nach Jumla geschickt hatten. Jumla stellte auch die letzte befahrbare Station dar, ehe wir zu Fuß nach Dolpa mussten.
Um die 1.070 Schultaschen; 3.300 Schulhefte; 1.070 Radiergummis, Spitzer, Mäppchen, Lineale; 2.140 Bleistifte und 3.210 Kugelschreiber nach Dolpa zu transportieren, mieteten wir 16 Maulesel. Am Abend beluden wir sämtliche Maulesel und waren nun bereit, um nach Dolpa aufzubrechen. Da die Maulesel viel schneller als wir unterwegs sein würden, machten wir aus, dass die Herdenführer mit den Mauleseln vorausgehen sollten. Sie brachen am nächsten Morgen bereits um 4h auf.
Insgesamt 8 Tage zu Fuß zu insgesamt 8 Schulen
Um 9h machten wir uns dann ebenfalls auf den Weg. Am Anfang waren wir noch guter Dinge und hatten viel Freude am Laufen. Schließlich war es noch sehr flach gewesen. Doch von Minute zu Minute knallte die Sonne mehr und machte uns zu schaffen – Sonnenbrand inklusive.
Wir wünschten uns Wolken für den anstehenden Aufstieg Wolken herbei. Zunächst ging es gleichmäßig bergauf, um plötzlich extrem steil zu werden. Die Muskeln zuckten, der Schweiß lief.
Wir kamen nur langsam voran und mussten mehrere Unterbrechungen hinnehmen. Urplötzlich schlug dann auch noch das Wetter um. Aus den herbeigesehnten Wolken entwickelte sich ein fieser, kalter Regen. Der Wind tat sein übriges, um unseren Weg weiter zu erschweren. Die Kräfte ließen nach. Erst gegen 15h erreichten wir dn Ort für die Mittagspause. Lange konnten wir uns nicht ausruhen, da wir noch einen langen Weg vor uns hatten. Wir quälten uns weitere drei Stunden, ehe wir am Abend das nächste Dorf erreichten.
Die Nacht war für alle von uns sehr ungemütlich gewesen. Wir haben uns an diesem Ort einfach nicht wohl gefühlt. Das Dorf Manisango strahlte etwas unheimliches aus. Keiner von uns weiß so recht, was es war. Doch niemand von uns konnte trotz großer Erschöpfung schlafen.
Am nächsten Morgen brachen wir so früh wie möglich vom Geisterdorf auf. Das nächste Dorf Chotra erreichten wir nach fast zwei Stunden. Dort frühstückten wir und stärkten uns noch einmal vor dem Anstieg zum Maury Lek, dem höchsten Punkt unserer Reise und der Gipfel, der inoffiziell die Distrikte Jumla und Dolpa teilt. Wir erreichten völlig ausgepowert nach etwa sechs Stunden den Gipfel auf etwas mehr als 3.800m und wurden von eisiger Kälte und viel Nebel begrüßt.
Da auf dem Gipfel keine Übernachtungsmöglichkeiten gegeben waren, stiegen wir etwa eine Stunde steil hinab in das Dorf Nauli. Dort verbrachten wir die Nacht.
Das Verteilen beginnt endlich
Am nächsten Morgen brachen wir in das Dorf Chaurikot auf, wo wir unsere erste Station ausgemacht hatten, um Schultaschen zu verteilen. Außerdem baten wir die Lehrkräfte des etwa 30-minütigen Nachbardorfes Chanchu, ihre Schulkinder nach Chaurikot zu führen. So konnten wir in Chaurikot zwei Schulen gleichzeitig helfen, ohne viel Zeit zu verlieren.
Denn der erste Tag war für uns noch lange nicht vorbei gewesen. Nach dem Mittagessen in Chaurikot liefen wir etwa 2,5 Stunden zum nächsten Dorf weiter. In Jhyakot warteten die Schulkinder bereits sehnsüchtig auf uns. Routiniert verteilten wir an der größten Schule des Tages alle Schultaschen und erfreuten uns an den glücklichen Gesichtern der Kinder. Wir verbrachten die Nacht in einer gemütlichen kleinen Unterkunft und erholten uns von dem anstrengenden Tag.
Der nächste Morgen führte uns von Jhyakot hinab ins Tal nach Kaigaon. 1,5 Stunden benötigten wir auf teils schwer begehbaren Terrain. 372 Schülerinnen und Schüler durften sich an neuen Schultaschen erfreuen. Nach dem Mittagessen packten wir unsere Sachen und liefen knapp eine Stunde ins Nachbardorf Hurikot. Nun waren wir schon so weit in den Distrikt Dolpa vorgedrungen, dass uns erzählt wurde, dass sich keine internationale Hilfsorganisation mehr seit etwa 20 Jahren dort blicken ließ.
Umso glücklicher sind wir, dass wir diesen Schritt gewagt haben! Am späten Nachmittag machten wir uns wieder hinauf in höhere Ebenen. Fast zwei Stunden benötigten wir um Thapagaon zu erreichen, wo wir die Nacht verbrachten.
Am nächsten Tag fingen wir früh mit dem Verteilen an, da wir die letzten drei Dörfer unserer Projektreise abklappern mussten: Thapagaon, Majgaon und Loharbada. Somit haben wir in Lower Dolpa an 8 Schulen genau 1.070 mit Schulsachen gefüllte Schultaschen verteilt.
Folgende Schulen hatten wir während unseres neunten Schultaschen-Projektes im Distrikt Dolpa unterstützt:
Name der Schule | Schülerzahl | Ort | |
1 | Sundari Primary School | 25 | Chaurikot |
2 | Munamadan Primary School | 44 | Chanchu |
3 | Shree Bhagwati High School | 182 | Jhyakot |
4 | Tripura Higher Secondary School | 372 | Kaigaon |
5 | Jagdulla Primary School | 98 | Hurikot |
6 | Shree Mahadev Lower Secondary School | 167 | Thapagaon |
7 | Kagmara Primary School | 98 | Majgaon |
8 | Nepal Rastriya Lower Secondary School | 116 | Loharbada |
Sämtliche Bilder unseres Projekttages aus den acht verschiedenen Schulen im Distrikt Dolpa findet ihr auch in unserer Galerie.