Unser Schultaschen-Projekt hat seit 2016 immense Erfolge verbuchen können. Das Projekt genießt eine große Unterstützung. Dank der Weihnachtsspendenaktion der EthikBank stieg auch der Bekanntheitsgrad unseres Projekts. In letzter Zeit bekommen wir aber auch vermehrt E-Mails mit zum Teil äußerst kritischen Fragen und Kommentaren zum Projekt. Da wir keine PR-/Kommunikationsabteilung haben, ist die individuelle Beantwortung dieser Fragen oft zeit- und kapazitätenaufwenig. Daher möchten wir Euch hier Antworten auf die häufigsten Kommentare geben, die wir in den letzten Monaten über unser Kontaktformular erhalten haben.
Warum bedruckt ihr die Schultaschen mit der Werbebotschaft eurer Organisation?
Auf den Schultaschen steht keine Werbebotschaft, sondern nur der Name unseres Vereins (hamromaya Nepal) und der unseres jeweiligen Projektpartners (in diesem Fall: Project Volunteer Nepal). Es sind keine Kontaktmöglichkeiten aufgedruckt: Keine Adresse, keine Telefonnummer, keine Webseite und keine E-Mail! Der Aufdruck auf den Schultaschen dient einzig zur Identifikation. Wir möchten nicht, dass andere Organisationen sich mit unserem Projekt brüsten.
Warum benutzt ihr lateinische Buchstaben? Die gehören nicht nach Nepal und ihr beraubt dem Land somit auch seiner Kultur!
Englisch ist nach Nepalesisch die zweite Amtssprache in Nepal. In den Großstädten des Landes wird die englische Sprache bereits im Kindergarten gelehrt. Sämtliche Unterrichtsfächer (bis auf Nepali) werden in nicht-staatlichen Schulen auf Englisch unterrichtet. Natürlich sind lateinische Buchstaben keine traditionellen Schriftzeichen in Nepal. Aber welche Schriftzeichen sind es denn stattdessen? Nepal ist eine Art Viel-Völker-Staat. Es gibt dort über 100 verschiedene ethinische Gruppen und insgesamt 124 verschiedene Sprachen mit zum Teil unterschiedlichen Schriftzeichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Englische gelesen werden kann, ist dabei gar nicht so abwegig.
Außerdem hat unser Vereinsname „hamromaya Nepal“ eine ganz besondere Bedeutung, die jeder im Land versteht, weil extrem einfache Wörter verwendet werden. „hamromaya Nepal“ bedeutet „unsere Liebe Nepal“. Wenn Nepalesen das auf den Schultaschen lesen, denken sie sicherlich nicht an einen deutschen Verein. Sie sind stolz auf das , was auf den Taschen steht!
Schultaschen sind ja wohl das kleinste Problem in Nepal…
Auch das kleinste Problem bedarf einer Lösung…
Euer Schultaschen-Projekt ist kein nachhaltiges Projekt für die Zukunft! Es packt das Problem nicht bei der Wurzel!
Das Problem ist, dass Kinder in den entlegenen Regionen Nepals keine Schultaschen haben und ihre Schulbücher (auch während des Monsuns) unter den Armen oder in Plastiktüten tragen. Wir verteilen Schultaschen an diese Kinder. Mehr Wurzel geht nicht 🙂
Spaß beiseite. Die Wurzel liegt natürlich in den strukturellen Problemen des Landes. Diese sind so umfangreich, das diese nicht schnell zu lösen sind. Unsere Schultaschen helfen sofort. Alles andere braucht Zeit.
Mit Eurem Projekt fördert ihr Abhängigkeiten. Ich helfe nur bei Hilfe zur Selbsthilfe!
Es gibt zwei Arten von Projekten. Projekte, die die strukturellen Probleme angehen und Projekte, die sofortige Lösungen beanspruchen. Unser Schultaschen-Projekt fällt in die zweite Kategorie.
Das Schultaschen-Projekt hilft Schulkindern sofort und schenkt ihnen ein Stück Schulkindsein. Es zeigt den Kindern aber auch, dass sie nicht vergessen wurden und unterstreicht den Eltern auch die Wichtigkeit der Bildung. Unser Projekt konzentriert sich mittlerweile auf entlegene, schwer zugängliche Regionen, die von anderen Hilfsorganisationen aufgrund ihrer Abgeschiedenheit gemieden werden. Wir waren zum Teil die erste Organisation, die jemals in dem Dorf gewesen waren. Unser Schultaschen-Projekt fördert keine Abhängigkeiten. Es fördert Freude!
Anstatt Schultaschen zu verteilen, solltet ihr lieber Schulen in den Dörfern bauen, damit die Kinder nicht so weit laufen müssen!
Eine Schule im ländlichen Nepal zu bauen, lässt sich durchaus in einem angemessenen Rahmen finanzieren. Doch bereits vor dem Bau stellen sich diverse Fragen. Wo soll die neue Schule stehen? Die meisten Dörfer bestehen aus kleinsten Siedlungen oder gar einzelnen Farmhäusern, die sich in alle Himmelsrichtungen verteilen. Eine Schule im Dorfkern bauen? Naja, da steht ja schon eine. Ist ja der Dorfkern… Eine kleine Schule in der Nähe zu den entfernteren Siedlungen bauen? Möglich. Aber auf wessen Grundstück?
Die Problematik beginnt allerdings erst richtig, sobald die Schule steht. Wer finanziert die Lehrkräfte, die Einrichtung und die Instandhaltung? Wer wird die Schule führen und wer wird sich um die Finanzen kümmern? Was passiert mit der „alten“ Schule, wenn ein Teil der Kinder in die neue Schule wechselt? Für unseren Verein ist das also nicht umsetzbar.
Warum sind Eure Schultaschen nicht aus einem natürlichen Material? Unter Umweltgesichtspunkten kann ich das Projekt nicht gutheißen. Ich fordere eine Erklärung!
Die Schultaschen sind größtenteils aus Nylon, einem langlebigen Material, das von vielen bekannten Schulranzen-Marken verwendet wird. Insbesondere in Nepal, wo die klimatischen Bedingungen während des Monsuns extrem sind, schützen unsere Schultaschen den Inhalt.
Die Müllverwertung ist in Nepal nicht auf dem deutschen Standard. Deswegen solltet ihr keine Plastik-Taschen in entlegenen Regionen verteilen!
Wenn man dieser Logik folgt, dürften fortan Menschen in Nepals Bergregionen keine Schlappen aus Hartgummi tragen, keine Regenjacken und keine Kleidung aus synthetischen Fasern. Haushaltsgegenstände wir Zahnbürsten, Plastikeimer dürften diese Menschten nicht mehr nutzen. Not-Hilfsgüter wie Plastikplanen dürften auch nicht mehr verteilt werden…
Es ist wichtig, auf die Umwelt zu achten. Aber manchmal ist es leichter gesagt als getan. Vor allem aus der Ferne das Leben anderer zu bestimmen, die unter einfachsten Bedinungen leben, sollte mit Vorsicht genossen werden. Für viele Kinder stellt unsere Schultasche die erste Schultasche in ihrem Leben dar. Sie werfen ihre Schultasche nicht achtlos nach einem Jahr weg, nur um sich das neuere Modell zu besorgen.
Ihr seid nichts weiter als die Touristen, die auf dem Everest ihren unnützen Müll wegwerfen!
Unser „unnützer Müll“ sind Schultaschen, die von den Schukindern gerne genutzt werden. Wir werfen unsere Schultaschen nicht irgendwohin, sondern verteilen sie Stück für Stück direkt an die Kinder. Der zum Mount Everest am nächsten liegende Ort, den wir mit unserem Projekt besucht haben, lag Luftlinie etwa 240km entfernt. Wir haben übrigens auch zukünftig nicht vor, auf dem Everest Schultaschen zu verteilen.
Es ist vollkommen unverantwortlich Schultaschen aus Deutschland nach Nepal einfliegen zu lassen. Warum kauft ihr sie nicht dort direkt ein?! Damit würdet ihr die Wirtschaft stärken!
Das tun wir doch… Steht ganz klar auf unserer Webseite…
Wenn ihr die Schultaschen von mehreren Produzenten beziehen würdet, würdet ihr auch mehrere Familien unterstützen und nicht nur einen Produzenten steinreich machen…
Wir arbeiten mit unseren aktuellen Produzenten seit 2017 zusammen. Es war ein langwieriger Prozess einen geeigneten Produzenten zu finden, der qualitativ hochwertig und vor allem vertrauensvoll mit uns arbeitet. Die Produktionsstätte liegt unweit von unserer Unterkunft entfernt, sodass wir stets persönlichen Kontakt halten können. Wir wissen über seine überdurchschnittlichen Arbeitsbedingungen und die faire Bezahlung an die Mitarbeiter. Wir dürfen die Schultaschen kostenfrei in seinem Lager stehen lassen, selbst wenn wir erst in einem Monat unsere Projektreise beginnen.
Es besteht für uns keinerlei Grund, weshalb wir unsere Aufträge einem anderen Produzenten (der ja noch gefunden werden müsste) zu übergeben. Der zeitliche und organisatorische Aufwand für uns und unseren Projektpartner wäre viel zu hoch. Schließlich arbeiten wir alle ehrenamtlich und unentgeltlich am Projekt, sodass wir auch unseren eigenen Berufen und eigentlichen Verpflichtungen nachgehen müssen.
Warum kosten Eure Schultaschen nur 8€, während bei anderen Organisationen 30€ pro Schultasche genommen wird? Zahlt ihr überhaupt faire Preise bei euren Produzenten?
Eine mit Schulsachen gefüllte Schultasche kostet bei uns sogar nur ca. 6,75€.
1,25€ kalkulieren wir für den Transport sowie für unsere Unterkunft und Verpflegung in den entlegenen Regionen.
Unser günstiger Schultaschen-Preis kommt dadurch zustande, dass alle die am Projekt beteiligt sind und es begleiten, vollkommen ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten. Darüber hinaus leben wir während der Projektreise in einfachsten Bedingungen und vermeiden teure Hotels und luxuriöse Restaurants.
Wir bezahlen dieselben Preise für eine Schultasche und die ganzen Schulmaterialien wie nepalesische Händler auch. Es ist ein fairer Preis, den die Produzenten uns nennen, den wir akzeptieren, ohne groß zu handeln.
Meine Tochter (7) möchte wissen, ob die Kinder die Farben der Schultaschen schön finden 🙂
Die Kinder in Nepal freuen sich einfach, dass es eine Schultasche ist. Die Farbe ist da fast schon egal. Alle tragen am Ende dieselbe Schultasche. 🙂
Aber unsere Mäppchen tragen verschiedene Muster und Farben. Per Zufall erhält ein Kind dann das jeweilige Mäppchen. Dabei beobachten wir oft, dass die Kinder ihre Mäppchen unter sich noch einmal tauschen 🙂
Es ist schön zu sehen, dass unser Schultaschen-Projekt eine große Aufmerksamkeit erhält. Schade ist, dass viele Anmerkungen einen äußerst kritischen Unterton haben. Natürlich ist es ein Kind, dass die wichtigste Frage zu unserem Projekt stellt.
Mehr zu unserem Schultaschen-Projekt findest Du auf unserer Webseite.
- Transparenz genauso wichtig wie Projektbilder - 7. Januar 2020
- Frohe Weihnachten 🙂 - 25. Dezember 2019
- Vereinsarbeit zu Weihnachten… - 24. Dezember 2019