Sanierung nach Baupfusch in der Behindertenschule

Das wichtigste, was zu tun ist, ist sich kümmern! Darum sind wir als Verein so erfolgreich – trotz geringem Budget, trotz Ehrenamt. Wir setzen uns mit Herzblut ein, sind bei jedem unserer Projekte von Anfang bis Ende eng dabei. Bei Bauprojekten verhandeln und planen wir selbst mit den Architekten und Bauherren, begutachten den Fortschritt und fordern Verbesserungen, falls diese nötig sein sollten. Wir gehen vernünftig mit unseren Finanzen um, bezahlen marktübliche Preise für Arbeitsmaterialien und entlohnen die Arbeiter mehr als fair.

Seit 2016 halten wir gemeinsam mit unserem treuen Partner Project Volunteer Nepal die Zügel aller Projekte in der Behindertenschule fest in eigener Hand. Das zahlt sich aus! Seit drei Jahren verändern wir stetig das Gesicht der Schule. Verbesserungen an den Gebäuden und der Infrastruktur waren der Anfang gewesen. Mittlerweile setzen wir den Fokus auf das gesundheitliche Wohl der Kinder und Erwachsenen in dieser Schule. Die Behindertenschule verändert sich langsam zum Guten. Weil wir uns eben kümmern, scheinbar mehr als die Verantwortlichen und Lehrkräfte in dieser Schule. Veränderungen sind möglich, wenn wir uns kümmern. Das versuchen wir seit nunmehr einem Jahr den Verantwortlichen der Behindertenschule klarzumachen. Mit mäßigem Erfolg. Alles braucht seine Zeit. Nachhaltige Veränderungen müssen von Innen heraus kommen. Wir haben die Geduld, unsere Botschaft den Menschen dort zu vermitteln. Weil es keinen anderen Weg gibt.


Prestige-Objekte und Planlosigkeit

Die Verantwortlichen, Lehrkräfte und Hausmütter in der Behindertenschule verdienen ein überdurchschnittliches Gehalt. Da es sich bei der Einrichtung um eine staatliche Schule handelt, ist das Gehalt vom Staat festgesetzt. Die meisten, die dort tätig sind, haben vergleichsweise einflussreiche Verwandschaft. Wer einen solchen Job innehält, kann nur bedingt und schwer ersetzt werden.

Eine staatliche Schule leiten zu dürfen, gilt als sehr angesehener Beruf. Die soziale Stellung dieser Person verbessert sich enorm! Da die meisten Menschen in diesen Positionen ohnehin aus einflussreichen Familien stammen, spielt das Gehalt nur eine untergeordnete Rolle.

Viel wichtiger sind in diesem Fall Ruhm, Anerkennung und Ehre. Leider leben wir in einer Welt, in der wir die andere Person in den meisten Fällen nur an seinen Äußerlichkeiten beurteilen. All das ist übrigens kein alleiniges Problem in Nepal, sondern überall auf der Welt.

Es folgen dann so abstruse Ideen, wie beispielsweise der Bau eines „Klassenzimmers“ auf dem 1.OG. Die Verantworlichen der Schule wollten schon immer mehr Klassenräume errichten. Wir waren immer dagegen gewesen – schließlich kümmerten sich die Lehrkräfte nur bedingt um die Kinder, die bereits da sind. Außerdem hielten wir ein Obergeschoss viel zu gefährlich.

Doch dann bekam die Behindertenschule vom Staat eine einmalige Zuwendung von etwa 13.500€. Die Verantwortlichen entschieden sich für den Bau eines Zimmers im Obergeschoss, ohne zu wissen, was sie mit dem Raum in Zukunft machen sollten.


Baupfusch und keiner übernimmt die Verantwortung

In wenigen Monaten wurden 13.500€ in den Sand gesetzt. Das einzig positive an der Sache war, dass es nicht unsere Gelder waren. Auch aus diesem Grund führen wir alle Projekte selbst aus und bezahlen eingenständig die beteiligten Arbeiter.

Die Verantwortlichen übergaben das gesamte Geld dem Architekt und dem Bauherr. Das meiste landete bestimmt in ihren eigenen Taschen. Der traurige Witz dabei ist, dass der Klassenraum nicht einmal fertiggestellt wurde. Es fehlte an zusätzlichem Geld…

Als unser Partner, der nicht einmal Bau-Experte ist, die Konstruktion begutachtete stellte er erhebliche Mängel fest.

Die Wände und der Boden waren nicht verputzt, sodass Regenwasser sich im obigen Raum sammelte und in die unteren Räume hinunter tropfte. Die Tür wurde an der falschen Seite montiert. Nicht einmal elektrische Leitungen wurden gelegt. Es war erschütternd. Wo war das ganze Geld geblieben?

Unser Projektpartner fragte die Verantwortlichen der Behindertenschule, wie das alles zustandekommen konnte. Die Verantwortlichen schoben die Schuld auf die Bauarbeiter, die nicht richtig gearbeitet hätten. Die Bauarbeiter schoben die Schuld auf den Architekten, dessen Plan sie bedingungslos verfolgt hätten. Der Architekt schob die Schuld auf die Schulverantwortlichen, die ihn nicht richtig gebrieft gehabt hätten. Jeder schiebt sich den schwarzen Peter zu. Niemand übernimmt Verantwortung.


Es gibt keinen Alleinschuldigen – ALLE sind schuld!

Wir wissen, dass Veränderungen in den Köpfen des Personals beginnt. Seit knapp einem Jahr „pflanzen“ wir unsere Vision in den Kopf der Direktorin. Ganz unterbewusst, ganz unscheinbar. Und wir sehen tatsächlich Verbesserungen! Denn nur wenn die Schulverantwortlichen denken, dass es ihre eigene Idee ist, sind sie motivierter diese durchzusetzen 😉

So ist auch unsere Kommunikation mit den Verantwortlichen extrem wichtig. In den vergangenen Tagen haben wir ihnen mit aller Deutlichkeit erklärt, dass so eine Arbeit völlig inakzeptabel ist. Dennoch erklärten wir ihnen, dass sie nicht die alleinige Schuld tragen. Jeder der Beteiligten hätte sich mehr kümmern können.

Gemeinsam mit unserem Projektpartner haben wir die Schlamperei ausgebessert.

Die Bauarbeiter hätten mit gesundem Menschenverstand erkennen können, dass am Plan etwas nicht in Ordnung war. Sie hätten eigenständig Verantwortung übernehmen können oder einfach Rücksprache halten können. Der Architekt hätte den Bauplan den Schulverantwortlichen näher und einfacher erklären können. Und die Schulverantwortlichen hätten sich den Baufortschritt angucken müssen. Schließlich geschah es auf ihrem Grundstück. Die Ausrede, dass sie sich nicht im Baugeschäft auskennen, lasse ich nicht gelten. Sie hätten uns fragen können. Aber vielleicht haben sie sich dann schon zu sehr geschämt.


Wir haben den Mist beseitigt

Mittlerweile haben wir die Aussenfassade saniert und das obige Zimmer – soweit es ging – fertiggestellt.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir uns in einem Prozess befinden. Die Schule ist auf einem guten Weg. Rückschläge wird es immer geben. Es kommt darauf an, wie auf diese Rückschläge reagiert wird.

Wir sind weiterhin guter Dinge, dass wir die Schule eines Tages in eine nachhaltige Unabhängigkeit entlassen können. Bis dahin brauchen wir weiterhin viel Engagement. Mit jedem Tag, den wir an der Seite der Behindertenschule stehen, gewinnt sie an Erfahrung. Jeder Tag bringt ein kleines bisschen mehr an Veränderung. Jeden Tag kümmern sie sich mehr.

2016-03-05_Kinderhilfe-Erdbeben-Camp-Boudha

Kinderhilfe im Erdbeben Camp Boudha

Obwohl wir im September 2015 bereits das Erdbeben Camp bei Boudha mit wichtigen Hilfsgütern versorgt hatten, stand ein weiterer Besuch dort auf meiner aktuellsten Reise nicht auf dem Programm. Wir hatten bereits in der von uns betreuten Behindertenschule, in der Region Sindhupalchowk  sowie im Dorf Ikudol alle Hände voll zu tun.

Besonders in den letzten zwei Wochen vor meiner Abreise, reiht sich traditionell ein Termin an den anderen. Eingeplante Pufferzeiten für Extra-Projekte gibt es kaum welche. So strukturiert und organisiert wie möglich – meistens ist es unmöglich – verfolgen wir unseren Plan. So war ich ehrlich gesagt nicht gerade begeistert, als mich 10 Tage vor Abreise eine ehemalige Schülerin der Snowland Schule und mittlerweile Bachelor-Studentin ansprach und mich um ein Meeting mit der von ihr und ihren Kommilitonen gegründeten Organisation bat. Sie würden gerne mit unserem Verein zusammenarbeiten, stünden aber momentan noch komplett bei Null – noch nicht einmal die Gründung war zu dem Zeitpunkt getan. Das, was sie einbringen könnten, wäre totales Engagement. Ich bat um Bedenkzeit, wobei Zeit das einzige war, was ich nicht hatte.

Weil Engagement das wichtigste ist!

Eine halbe Stunde später rief ich bereits an. Ich schätze ihren Willen sich sozial zu engagieren. Und in einer gewissen Weise erinnerte diese Vereinsgründung mich an die unsere. Wir standen am Anfang auch komplett bei Null und hatten das Glück, dass die EthikBank kurz nach unserer Gründung uns ihr Vertrauen schenkte und unser Förderpartner wurde. Daher wollte ich auch für die Menschen da sein und ihnen bei ihrer Gründung und den ersten Projekten helfen. Einige Termine wurden verschoben, sodass ich zwei Tage später mich mit der Organisation Aawaz – The voice of children traf. Ich freue mich sehr, dass ich sie in ihrer Arbeit leiten kann und sehe die neue Verantwortung als weitere Herausforderung.

Kleines Projekt mit großer Wirkung

Das Zeltlager in Boudha für die Erdbebenopfer.

Das Zeltlager in Boudha für die Erdbebenopfer.

Da die Zeit mir davon lief, mussten wir uns ein Projekt überlegen, das innerhalb kürzester Zeit realisierbar ist. Noch beim ersten Meeting entschieden wir uns im Erdbeben Camp von Boudha Hilfe zu leisten. Die nepalesische Regierung hat nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe im Sommer sofort viele Zeltlager für die Opfer errichtet, die in ihren Dörfern ihre Häuser verloren hatten. In ganz Kathmandu verteilen sich auf den größeren Flächen solche Lager.

Ich war mir sicher, dass wir große Anschaffungen von Hilfsgütern innerhalb der noch kurzen Zeit nicht realisieren konnten. So übergab ich einen ganz großen Teil der Verantwortung an die Mitglieder von Aawaz und bat sie darum, am darauffolgenden Tag das Zeltlager von Boudha zu besuchen, um zu erfragen, was denn am dringendsten gebraucht werden würde. Aawaz führte die Aufgabe so gewissenhaft aus, dass ich eine unendlich lange Liste von Bitten, Wünschen und Forderungen in der Hand hielt. Wir mussten die Hilfe eingrenzen.

Die Liste erleichterte das Verteilen der Spenden.

Die Liste erleichterte das Verteilen der Spenden.

Inspiriert von unseren Projekten in Sindhupalchowk, entschied ich, dass wir den Fokus auf die Unterstützung der Kinder im Erdbeben-Camp von Boudha setzen sollten. Aawaz hatte bei ihrer Recherche unfassbar tolle Arbeit geleistet – unaufgefordert hatten sie ebenfalls eine Liste angefertigt, mit allen Zelten und ALLEN Bewohnern der Zelte. Somit kannten wir auf Anhieb auch die Anzahl der Kinder! Ich ziehe meinen Hut. So gründlich hatte ich selbst noch nie gearbeitet^^

Mit der Kenntnis über die Zahl der im Zeltlager lebenden Kinder kauften wir dementsprechend viele Schulmaterialien in Form von Heften, Mäppchen, Bleistiften, Radiergummis, Spitzer und anderen Stiften. Die Schulsachen wurden von unserem Verein finanziert. Aawaz selbst hatte im College ebenfalls Spenden gesammelt und konnte mit einer – für eine nur 3 Tage andauernden Spendenaktion – beträchtlichen Summe sehr viele Kekse und Süßigkeiten besorgen.

Die Freude über die Sachspenden.

Die Freude über die Sachspenden.

Obwohl unsere Kinderhilfe im Erdbeben-Camp von Boudha nur ein vergleichsweise sehr kleines Projekt gewesen war, sind wir froh, dass wir dieses trotz unseres engen Zeitplans durchgeführt haben. Die Freude der Kinder über ihre neuen Schulsachen spiegelte sich in den leuchtenden Augen und den lachenden Gesichtern wieder. Insbesondere sind wir den Mitgliedern von Aawaz dankbar, dass sie ihr Wort gehalten haben und für dieses Projekt ein Engagement an den Tag gelegt haben, an denen sich andere erst einmal messen müssen.

Ich persönlich bin auch sehr glücklich, dass dieses Projekt nicht nur den Kindern im Erdbeben-Camp helfen konnte, sondern auch einer noch so jungen Organisation wie Aawaz, die Möglichkeit bot, sich sozial zu engagieren. Ich bin stolz darüber, dass ich den Mitgliedern von Aawaz durch ihr erstes Projekt leiten durfte. Unser Verein wird weiterhin bei Aawaz am Ball bleiben und gemeinsam mit ihnen neue Projekte in Zukunft zu implementieren. So wie die EthikBank für uns da ist, möchten wir auch für Aawaz da sein!

In unserer Galerie findet ihr mehr Bilder zu diesem Projekt.