Viele Besuche an diesem Tag

Ein Tag, zwei Schulen und viele Verhandlungen

Nach den gestrigen 11 Stunden mit den Snowland Kids stehen nun andere Schulen in meinem Fokus. Zumindest für diesen Tag genießen die Kids in Snowland nicht höchste Priorität.

Nach dem Frühstück machen Rosa, eine Freundin aus Dänemark, und ich uns auf dem Weg zu „ihrer“ Schule. Peace Nepal Academy heißt die sehr große Schule, die mehr als 300 Kinder unterrichtet und sich in Jorpati, ein östlicher Stadtteil von Kathmandu, befindet. Von Boudhanath Stupa, wo die tibetische Gemeinde Nepals untergebracht ist, sind es noch knapp 15 Minuten zu Fuß. Ich kenne bereits diese Schule von meinem ersten Nepal-Besuch, als ich einige Wochen ebenfalls dort habe arbeiten dürfen. Nun geht es ein Jahr später wieder dorthin.

Der Besuch der Peace Nepal Academy stand definitiv nicht auf meinem Programm. Doch da der Direktor meine Mitbewohnerin gefragt hatte, mich doch bitte in die Schule einzuladen, kann ich doch nicht ablehnen.
Mr. Kamendra ist ein stattlicher Mann, um die 50, mit einem erstaunlichen Werdegang – unter anderem war er eine Zeit lang in Europa und sogar für einige Wochen in Deutschland gewesen!! Er ist ein sehr gebildeter, humorvoller und offener Mann, mit dem man sich immer gut unterhalten kann – gerne auch bei einem (oder mehreren) Bierchen.
Ich bin froh, dass ich mir die Zeit genommen ihn zu treffen. Obwohl ich nur wenige Wochen in seiner Schule tätig war, begrüßt er mich wie einen alten jahrelangen Freund. Er freue sich, dass ich mit meiner Organisation Kindern in Nepal helfen möchte und er stünde mir bei jeglichen Fragen oder Problemen sehr gerne zur Seite. Das Schöne daran ist, dass er nicht von mir erwartet, dass wir seine große Schule unterstützen. Momentan ist unser Verein dazu definitiv auch noch nicht in der Lage. Aber selbst die Kleinsten Dinge können einen großen Effekt haben… So würde er sich genauso sehr freuen, wenn wir beispielsweise Hefte und Bleistifte spenden. Aber wie schon gesagt, momentan sehe ich in der Peace Nepal Academy keine Notwendigkeit Hilfe zu leisten.

Worüber Kamendra und ich dann aber noch sprechen, ist eine sehr interessante Idee, die ich mir mit meinen Vereinskollegen durchaus durch den Kopf gehen lassen werde. Es geht um den Verkauf von original Thankas, mit denen man zum einen die Familien, die diese herstellen unterstützten und zum anderen neue Projekte finanzieren könnte. Natürlich muss noch alles im Detail von allen Seiten besprochen werden. Aber ich sehe Potenzial in dieser Idee 🙂

Ich werde in den nächsten Tagen und Wochen – sollte sich die Gelegenheit ergeben, immer mal wieder dort vorbei schauen. Auch weil die Kinder dort sich überraschenderweise an mich erinnern. Wenn ich aber ehrlich bin, komme ich auch wieder, weil Kamendra mir versprochen hat, dass er zum Lunch Deutsch kochen möchte. Kartoffelsalat soll es werden. Ich lasse mich gerne von seinen Kochkünsten überraschen 😉

Um 13.15h mache ich mich dann von der Peace Nepal Academy auf dem Weg zu Chahabil Chowk, wo ich mich mit Garret treffe, um gemeinsam erneut in der Compact English School vorbei zu schauen. Vor zwei Tagen hatte ich bereits die Gelegenheit gehabt, die Direktorin kennenzulernen. Heute soll ihr Ehemann dazu kommen und einen Tischler mitbringen, damit die Verhandlungen endlich starten können. Aber nichts geht in Nepal ohne Verspätung 😉
Zunächst warte ich 15 Minuten auf Garret, dann steckt die Direktorin eine Stunde im Stau fest, danach trudelt nach einiger Wartezeit ihr Mann ein und zu guter Letzt kommt der Tischler, der den Termin verschlafen hatte. Ausgemacht war 14.30h im Büro der Direktorin. Um 16h sind wir dann alle beisammen 🙂

Die Verhandlungen mit dem Tischler beginnen. Außer ein paar Zahlen verstehe ich kein Wort. Ich versuche die verschiedenen Gesten zu deuten, habe schnell das Gefühl, dass alles ziemlich kostspielig sein wird. In den kleinen Denkpausen übersetzt mir Garret alles schnell. Und mein Gefühl hat nicht getrübt. Tische und Stühle herzustellen, ist doch ziemlich teuer… Das Holz sei an allem Schuld. Ich kann es nicht beurteilen, möchte aber den Kindern auch keinen Plastikmüll aus China anbieten.
Wir einigen uns darauf, dass der Tischler bis zum Donnerstag einen Stuhl und einen Tisch als Sample herstellt. Ich gebe ihm 2.000NPR als Anzahlung, hoffentlich vergisst er das nicht…

An einem Tisch werden bis zu 6 Kinder Platz finden. Ein Tisch kostet 4.000NPR (etwa 37€) und ein Stuhl kostet 1.500NPR (etwa 14€).
Da wir nicht das Geld haben, um alle drei Kleinkinder-Klassen zu finanzieren, einigen wir uns darauf, dass wir die beiden Kindergarten-Klassen mit neuen Möbeln aufstocken werden. Insgesamt versorgen wir hiermit 30 Kinder. Wir warten nur noch bis Donnerstag, um die Anschauungsstücke zu betrachten. Sollte mit ihnen alles in Ordnung sein, werden wir 30 Stühle und 6 Tische herstellen lassen. Die genauen Kosten werde ich demnächst auflisten. Wir werden nämlich noch über einen Mengenrabatt diskutieren.